Pistolen mit Geruch von Schießpulver
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In diesem Artikel befassen wir uns mit zwei Arten von historischen Pistolen, die am häufigsten auf Ausstellungen oder bei Reenactments zu sehen sind. Pistolen waren aber nicht nur die Waffen von Soldaten. Sie waren auch bei Duellen beliebt. Bald erfahren wir mehr über diesen hervorragenden Waffen ...
Sammlerfigur eines Reiters aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, der eine Pistole mit Steinschloss abfeuert. Quelle: Sammlung des Autors
Steinschloss
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Pistolen mit Schwarzpulver geladen, das nach einigen Salven das Schlachtfeld in dichten Rauch hüllte und die Orientierung erschwerte. Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts waren die meisten Pistolen mit Vorderladung und auf eine Ladung war nur ein Schoss möglich. Die alten Pistolen verwendeten die sogenannten Schlösser als Auslösemechanismen.
Der älteste davon war Luntenschloss. Später, im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts, wurde ein Radschloss entwickelt, dessen Prinzip - sehr vereinfacht ausgedrückt - ein wenig an moderne Feuerzeuge erinnert.
Steinschloss. Der Hahn K schlägt auf eine Batterie O, dadurch werden Funken erzeugt. Batterie verschließt die Pfanne P, worin Zündkraut erhalten ist. Schlagfeder Z drückt auf die Nuss R und bewegt den Hahn Kh. Quelle: Archiv des Autors
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts setzte sich ein neues Zündsystem durch - das Steinschloss. Die wahrscheinlich älteste Variante ist das spanische Miquelet-Schloss. Der Mechanismus (mit Ausnahme des Auslösemechanismus) befindet sich in diesem Fall an der Außenseite der Schlossplatte. Bei den späteren Modellen der spanischen Miquelet-Schlösser befand sich der Mechanismus auf der Innenseite.
Spanisches Steinschloss mit Mechanismus an der Außenseite, 18. Jahrhundert. Quelle: Sammlung des Autors
Aus dem spanischen Schloss entwickelte sich das sogenannte „holländische“ Schloss und später weitere Versionen.
Durch die Verbesserung der früheren Designs entstand das sogenannte französische Schloss und dieses Schloss wurde am weitesten verbreitet. Es wurde bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts bei Militärgewehren und -pistolen verwendet.
Funktionsfähige Nachbildung einer Militärpistole mit Steinschloss aus der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Quelle: Privatsammlung
Spezialpistole aus England
Nachbildung einer Taschenpistole mit Steinschloss, England, zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts. Quelle: Archiv des Autors
Bereits im frühen 18. Jahrhundert begann man in England mit der Produktion von Taschenpistolen, und das führte zu einigen interessanten Konstruktionslösungen. Die Form der Pistole wurde vereinfacht, damit die Waffe die Tasche nicht beschädigt. So wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bei diesen Typen der ganze Mechanismus in die Mitte des Laufs verlegt, ein klappbarer Abzug kam nur beim Spannen der Waffe auf. Es wurden auch Waffen mit mehreren Läufen hergestellt.
Dekorative Nachbildung einer Steinschlosspistole mit drei drehbaren Messing-Läufen, England, ca. 1775
Die Zahl der Läufe stieg allmählich, und damit auch das Gewicht der Pistole. Um das Gewicht zu reduzieren, wurden die Pistolen kürzer. Die neuen Taschenpistolen hatten mehrere Läufe nebeneinander. Da sie eine relativ große Streuung der Schüsse ermöglichten, wurden sie bei Reisenden zum Schutz vor Banditen sowie bei Seeleuten in Mann-gegen-Mann-Kämpfen an Bord von Segelschiffen beliebt. Es gab auch sehr kleine Taschenpistolen, manchmal mit einem klappbaren Dolch.
Diese Waffen sind in vielen Fällen einzigartig, obwohl sie später nicht nur in England, sondern auch anderswo in Europa hergestellt wurden.
Die Erfindung des geistigen Vaters
Das Perkussionsschloss. Die Konstruktion und Funktion sind viel einfacher als ein Steinschloss: ein Zündhütchen (Z) wird auf ein Piston (P) gelegt. Beim Betätigen des Abzuges schlägt der gespannte Hahn auf das Zündhütchen, die Treibladung wird gezündet wird und die Waffe schießt. Quelle: Archiv des Autors
Ende des 18. Jahrhunderts wurden chemische Substanzen (Treibmittel) erfunden, die sich durch Erhitzen oder durch einen einfachen Schlag entzündeten. Eine der ältesten Konstruktionen stammt von Alexander Forsyth, ein presbyterianischer Geistlicher. Sein Schloss verwendete einen schlagempfindlichen Explosivstoff und wurde zu einer der wichtigsten Erfindungen in der Geschichte der Feuerwaffen.
Aus dem Explosivstoff wurden verschiedene Arten von Streichhölzern hergestellt, deren letzte Form das Kupferstreichholz ist. Das Perkussionsschloss (von französisch perkussion – Schlag) konstruiert. Anstelle einer Pfanne wird ein Piston aufgeschraubt, und darauf eine Zündpfanne mit Explosivstoff aufgesetzt. Der Hahn war so konstruiert, damit er vor den Splittern schützt. Zu diesem Zweck hatten auch einige Schlösser eine Platte hinter dem Hahn. Der innere Mechanismus des Perkussionsschlosses ist derselbe wie der des französischen Steinschlosses. Die meisten der historischen Pistolen in den Museen haben dieses Perkussionsschloss oder das ältere französische Steinschloss.
Eine Taschenpistole mit zentralem Perkussionsschloss, Mitte des 19. Jahrhunderts. Quelle: Sammlung des Autors
Nicht nur Militärwaffe
Pistolen wurden nicht nur auf dem Schlachtfeld eingesetzt, sondern auch in Duellen. Etwa ab Ende des 16. Jahrhunderts begannen Offiziere ihre privaten Streitigkeiten zu schlichten. Mitte des 17. Jahrhunderts legten sie ihre teuren Radschlosspistolen weg und begannen anstatt etwas kürzeren Steinschlosspistolen zu verwenden. Die Duelle waren freiwillige Zweikämpfe und eine Weise, Ehrenstreitigkeiten auszutragen. Zunächst wurde auf einem Pferd gekämpft. Die Kontrahenten ritten gegeneinander und schossen aus kurzer Entfernung (sodass sie das Weiße der Augen des anderen sehen konnten). Es war damals üblich, dass der Schuss manchmal die Kleidung des Reiters versengte.
Aus militärischen Kavalleriepistolen wurden um 1760-1775 spezielle Duellpistolen entwickelt. Sie wurden mit großer Präzision und Sorgfalt hergestellt und waren daher bei Offizieren als persönliche Dienstwaffe weit verbreitet. Die Hersteller bewahrten die Duellpistolen in Koffern mit einem kompletten Ladesatz und Reinigungswerkzeugen auf.
Im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts begann man, Duellpistolen mit Perkussionsschloss zu verwenden.
Pistolenduelle
In der zweiten Hälfte des 17. und der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden die stehenden Heere der absolutistischen Staaten, in denen sich eine privilegierte Offiziersklasse herausbildete.
Die adligen Offiziere pflegten viele traditionelle Bräuche, die oft Laster waren. Ein davon war die Recht, für eine wirkliche oder vermeintliche Beleidigung Genugtuung oder „Satisfaktion“ zu erhalten (oder geben). Kein Offizierskorps würde einen Offizier in seinen Reihen dulden, der eine Herausforderung zu einem Duell ablehnt. Der absolutistische Staat hingegen konnte es nicht dulden, dass Einzelpersonen ihre Streitigkeiten persönlich austrugen; dies war Sache der Oberbefehlshaber oder der Gerichte.
Die Duelle fanden aber trotzdem statt. Der gesellschaftliche Ehrenkodex war stärker als die gesetzlichen Verbote des Duells. Im Frankreich des 18. Jahrhunderts degenerierten die Duelle schließlich zu einer Art Schlägerei, und der blutige „Zeitvertreib“ der adligen Faulenzer und Abenteurer wurde zu einer regelrechten Manie. Auch außerhalb Frankreichs wurde das Duellieren „um die Ehre“ allmählich zu Tradition. Pistolen waren die bevorzugten Waffen, da sie den Älteren die gleichen Chancen boten. Beim Säbelduell hatte nämlich der jüngere und größere Gegner erhebliche Vorteile.
Das Duell oder Zweikampf
... ist ein Zweikampf zwischen zwei Personen, der mit Pistolen oder Säbeln ausgetragen wird [...]
Ab dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts entstanden traditionell festgelegten Regeln für Pistolenduelle. Duellanten trugen einen dunklen Anzug mit hochgeschlagenem Kragen. Sie standen in der Regel seitwärts und hatten einen Sekundanten dabei, manchmal einen Arzt. Die Pistolenduelle auf dem Pferd hingegen wurden ohne Regeln ausgetragen; sie ähnelten eher einem Kampf auf dem Schlachtfeld.
Duelle waren zwar streng verboten, doch wurden diese Vorschriften kaum beachtet, und die Duellanten kämpften bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gegeneinander. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist das Duellieren zusammen mit vielen anderen herrschaftlichen Relikten und Brutalitäten der Vergangenheit verschwunden.
Grundhaltung des Duellanten - seitwärts, um dem Gegner ein möglichst kleines Ziel zu bieten. Quelle: Archiv des Autors
Duell des berühmten Abenteurers
In Duellen haben auch viele Männer das Leben verloren - unter anderen auch die russischen Dichter A. S. Puschkin und M. J. Lermontov. Giacomo Casanova (1725-1789) nahm auch an zahlreichen Duellen teil. Während seines Aufenthalts in Warschau im Jahr 1766 forderte er den Graf František Xaver Branický (1732-1819) schriftlich zum Duell heraus. Die Beschreibung dieses Duells finden wir in Casanovas Memoiren.
Französische Armeepistole M 1822bis - ursprünglich Steinschloss, später auf Perkussionssystem umgestellt Quelle: Sammlung des Autors
Branicki nahm die Herausforderung an und entschied sich für ein Pistolenduell. Das Duell fand am selben Tag (März 1766) gegen 15 Uhr in dem Dorf Wola bei Warschau statt. Ein Mitglied von Branickis Begleitung, der königliche Generaladjutant, versuchte, die beiden Kontrahenten zum Abbruch des Duells zu bewegen. Doch ohne Erfolg. "Ich warf meinen Mantel ab", erinnert sich Casanova, "und auf Branickis Aufforderung hin ergriff ich eine der [geladenen] Pistolen. Branicki nahm die andere und sagte mir, dass er ehrenhaft für die Waffe bürge, die ich gewählt habe.
,Ich werde die Waffe gleich ausprobieren,‘ sagte ich, ,indem ich auf Ihren Kopf schieße.‘ Er wurde blass, warf sein Schwert einem seiner Sekundanten zu und zeigte mir seine nackte Brust. Ich war gezwungen, dasselbe zu tun, aber ich bedauerte es, denn mein Schwert war die einzige Waffe, nachdem die Pistole abgefeuert worden war. Als ich ihm auch noch meine nackte Brust zeigte, bin ich fünf oder sechs Schritte zurückgegangen. Der Gegner tat das Gleiche; wir konnten nicht weitergehen. Als ich sah, dass er stehen blieb und die Pistole in der Hand hielt, nahm ich mit der linken Hand meinen Hut ab und bat ihn, mir die Ehre zu erweisen, zuerst zu schießen. Dann setzte ich meinen Hut wieder auf den Kopf.
Anstatt sofort zu zielen und zu schießen, verlor er zwei oder drei Sekunden, indem er zielte und seinen Kopf hinter der Waffe abschirmte. Ich wollte nicht mehr warten, bis er mit all diesen Vorbereitungen fertig war. Plötzlich hob ich meine Pistole und feuerte im selben Moment, in dem er auf mich schoss. Daran kann kein Zweifel bestehen, denn Personen in der Nachbarschaft bestätigten, sie hatten nur einen Schuss gehört. Ich spürte, dass ich an der linken Hand verwundet war und steckte sie in meine Tasche. Als ich jedoch sah, dass der Gegner fiel, warf ich meine Pistole weg und rannte zu ihm rüber ..."
Beide Verletzten (Branicki wurde in den Unterleib geschossen) schafften es sicher nach Warschau. Der Duell, der nach allen Regeln der Kunst ausgetragen wurde, wurde von der polnischen Adelsgesellschaft mit Zustimmung aufgenommen. Da Duelle damals bei Todesstrafe verboten waren, fand Casanova Asyl in einem Franziskanerkloster. Der König begnadigte jedoch beide Duellanten und schickte Offiziere zu den Verwundeten, um sie zu versorgen.
Dieser Streit ging recht gut aus. Andere Pistolenduelle endeten in der Regel tragisch, mit dem Tod oder der schweren Verletzung.
Das Schießen mit dem Vorladegewehr ist nicht einfach: Die Waffe ist mit Schwarzpulver, Projektil und Schusspflaster geladen und das Ganze ist mit einem Ladestock festgestopft. Am hinteren Ende des Laufes war eine Zündpfanne angebracht, die durch eine Bohrung mit dem Innern des Laufes verbunden war. Darin wurde Pulver geschüttet (Zündkraut). Das Zündkraut wurde mit Steinschloss durch die Funken entzündet oder beim Perkussionsschloss durch einen Piston. Dann wurde der Hahn gespannt. Quelle: Archiv des Autors
Das zentrale Foto wurde mit freundlicher Genehmigung von Hornoliptovský kurucký regiment (Slowakei) veröffentlicht.
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