Entwicklung der Kettenrüstung
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Schon die alten Kelten kannten und verwendeten eine Form Ringpanzerhemd. Viele Experten sind der Meinung, dass die Kelten, die unter anderem als hervorragende Metallurgen bekannt waren, die Kettenrüstung sogar erfunden haben. Die Römer übernahmen diese Rüstungsart wahrscheinlich im 3. Jahrhundert v. Chr. von ihren nördlichen Nachbarn und nannten sie Lorica hamata.
Lorica hamata mit zusätzlichem Stück und dekorativer Schließe
Die Form dieser Rüstung imitierte eine kürzere, ärmellose Tunika und wurde durch ein Rüstungsteil ergänzt, das den Schutz von Rücken und Schultern verstärkte. Das Kettengeflecht war von innen mit Leder oder Stoff gefüttert. In den ersten Jahrhunderten n. Chr. nahm die römische Rüstung an Bedeutung zu.
Das Kettenhemd konnte bis zu den Oberschenkeln reichen und wurde häufig durch lange Ärmel ergänzt. Darunter wurde ein gepolsterter Gambeson getragen. Auch die ersten Kettenhauben tauchten auf. Die schweren Kataphrakten, die die Römer und später die Byzantiner nach dem Vorbild der Parther und Sassaniden einführten, waren mit kombinierten Ketten- und Plattenpanzern ausgestattet, die nicht nur den Reiter, sondern auch das Pferd schützten.
Dunkles Zeitalter
Nach dem Untergang des Römischen Reiches folgte in Europa ein langjähriges Chaos, das wir unter die Bezeichnung „Dunkles Zeitalter“ kennen. Die Deutschen und Slawen trugen zu dieser Zeit fast keine Schutzrüstung. Die wenigen gefundenen Exemplare waren im Besitz wohlhabender Personen.
Römische Legionäre des 1. - 3. Jahrhundert n. Chr. Drei von ihnen im Vordergrund tragen Lorica Hamata.
Foto: Edgar Pachta (Legio X Gemina)
Die Awaren, die Pechenegs und Angehörige anderer nomadischer Völker aus dem Osten waren im Allgemeinen relativ gut gerüstet. Meist handelte es sich jedoch um Schutzelemente aus Metall-Lamellen oder Leder.
Die Wikinger waren mit sehr guten Rüstungen ausgestattet. Sie benutzten Kettenhemden (einigen Quellen zufolge sogar doppelt, übereinander getragen) und Rüstungen aus Metallbändern und Kettengeflecht. Diese tapferen Krieger aus Norwegen und Dänemark unternahmen auf ihren Wikingerschiffen Entdeckungs- und Handelsreisen, oft reine Raubzüge, die von Irland und Russland bis zum Mittelmeer und den Küsten Amerikas reichten.
Der Bedeutungsverlust der Kettenrüstungen in Europa lässt sich nicht nur mit der Mentalität der Krieger begründen, die Schutzrüstungen oft als unnötige Last betrachteten, sondern auch mit dem Niedergang des Handwerks in den „dunklen Jahrhunderten“. Mit dem Ende des ersten Jahrtausends nach Christus beginnt sich die Situation jedoch zu ändern: Die Kettenrüstungen erlebten ein Comeback.
Die Rüstung des hl. Wenzel
Die fränkischen Reiter dieser Zeit bevorzugten Lederjacken bedeckt mit Metallschuppen oder -platten. Dies bedeutet aber nicht, dass die europäischen Handwerker auf die Herstellung von Kettenrüstungen irgendwie „vergessen“ hätten.
Bereits die Handwerker aus Großmähren (oder Mährer Reich) kannten die Technologie der Produktion des Kettengeflechts. Davon zeugt insbesondere die so genannte Wenzel-Rüstung, die aus einem knielangen Kettenhemd mit langen Ärmeln und einer Kettenbrünne besteht.
Die Rüstung wurde durch die klassische 4-in-1-Muster Technologie hergestellt. Das Kettenhemd wiegt etwa 10 kg, die Kettenbrünne etwa 1 kg, was zusammen keine große Last darstellt. Die Helmbrünne war ebenfalls ein Zubehör zu den Helmen.
Ein russischerer Krieger aus dem 10. Jahrhundert. Der Einfluss der Wikinger ist hier offensichtlich.
(Sammlerfigur; Edgar Pachtas Archiv)
Das Goldene Zeitalter des Rittertums
Schwere Kavallerie war in den mittelalterlichen Armeen im Westen, in Russland und im Osten extrem wichtig. Der Kavallerist trug ein Kettenhemd, das bis über die Knie reichte, mit Ärmeln mit Kettenfäustlingen, und eine Kettenhaube, unter der eine Stoffkappe getragen wurde.
Auch Kettenbeinlinge wurden häufig getragen. Das gesamte Rüstung-Set wog 15-20 kg. Das Kettenhemd, auch Hauberk genannt, wurde in der Regel über dem Gambeson getragen, der die Energie eines Schlags gut absorbieren konnte. Die Kettenhemden von Infanteristen hatten in der Regel kurze Ärmel.
Heutige Historiker sind sich einig, dass die westliche Rüstungen - im Vergleich zu Rüstungen des mittelalterlichen Russlands (insbesondere aus Nowgorod) - mindestens gleichwertig waren und manchmal sogar besser. Bereits im 13. Jahrhundert wurden ihre Kettenhemden üblicherweise mit schuppenförmigen Metallplatten verstärkt.
Ein Kettenhemd wog je nach Länge zwischen 5 und 10 kg. Darüber hinaus tauchten Rüstungen auf, die aus einer Kombination von Kettengeflecht und Metall-Platten bestanden (siehe Artikel über östliche Rüstungen), und weiter auch Ketten- und Panzerhandschuhe, Armschiene und Beinschiene.
Ein fester Bestandteil der Ritterrüstungen des 13. und 14. Jahrhunderts waren Kettenbeinlinge.
Im Osten
Auffallend ist, dass die Byzantiner während des Ersten Kreuzzugs angeblich keine Kettenrüstungen trugen, obwohl die Technologie zu deren Herstellung ihren muslimischen Rivalen (Arabern, Seldschuken und Mamelucken) bekannt war. Dann folgten die osmanischen Türken, die Tataren, im 16. und 17. Jahrhundert die ungarischen und polnischen Reiter und sogar während der napoleonischen Kriege die Tscherkessen, Georgier und andere Krieger aus den Ausläufern des Urals und des Kaukasus.
Ein kasachischer Krieger auf einem Foto aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Edgar Pachtas Archiv
In Japan kannte man sogar mehrere verschiedene Arten von Kettenrüstungen. Sie wurden in diesem Gebiet seit dem 14. Jahrhundert verwendet, obwohl sie erst zwei Jahrhunderte später populär geworden sind. Es gab eine Reihe von unterschiedlichen Flechttechniken, die je nach Anzahl der Ringe, die mit einem Ring geknüpft wurden (3 in 1, 4 in 1, 6 in 1 usw.). Beim 4-in-1-Muster zum Beispiel verbindet ein geöffneter Ring vier weitere Ringe.
Das Kettengeflecht wurde zur Herstellung von verschiedenen Rüstungsteilen (Handschuhen, Beinschienen, ...) verwendet. In Japan verwendete man den nawame-gusari Typ, und ab 16. Jahrhundert auch den namban-gusari Typ - eine Kettenrüstung der „südlichen Barbaren“ (Europäer).
Die Herstellung
Aus den historischen Darstellungen und erhaltenen Kettenrüstungen lässt sich schließen, dass sich die Herstellungsweise von der Antike bis zum Mittelalter nicht unterschied. Obwohl wir heute die metallurgische Zusammensetzung der Stähle, aus denen diese Rüstungen hergestellt wurden, nicht kennen, kann man sagen, dass die „Rüstungshersteller“ oder Schmiede sie in der Regel aus Draht herstellten und nicht aus „Federringen“.
Einige Hersteller und historische Schwertkämpfer von heute fertigen Kettenrüstung eben aus Federringen. Ringe aus Draht wurden nur an dem Ende abgeflacht. Der Innendurchmesser der Ringe beträgt 6-8 mm, seltener bis zu 10 mm, oder 4 mm.
Dieses Kettenhemd mit kleinem Helm gehörte zur Ausrüstung der polnischen gepanzerten Kavallerie im 17. Jahrhundert. Sie unterscheidet sich jedoch im Aussehen kaum von mittelalterlichen Typen.
Foto: Edgar Pachta (Schloss Bučovice, Tschechien)
Der Waffenschmied musste zunächst ein Draht schmieden. Dann wickelte er den Draht zu einem Stamm und teilte ihn in einzelne Ringe. Er benötigte bis zu 16.000 Ringe aus 600 Metern Draht, um eine Rüstung herzustellen.
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