Die gefürchteten Waräger - Wer waren sie?

Die gefürchteten Waräger - Wer waren sie?
Waräger oder auch Varangoi waren aus Skandinavien stammende Händler und Krieger, die im Baltikum und in Osteuropa aktiv waren. Die Waräger nutzten große Flüsse wie Wolchow, Dnepr und Don, um sich im osteuropäischen Tiefland fortzubewegen. Dort trafen sie auf Krieger, die noch wilder waren als sie selbst - die Slawen. Diese hatten keine Angst vor den Geistern der Nacht und griffen die Wikinger-Siedlungen oft in der Nacht an. Einige der nordischen Familien angesiedelten sich in der Rus - Rjurik begründete die Rus von Nowgorod, sein Nachfolger Oleg die Kiewer Rus.

Archäologische Funde - Was wir wissen

Die Wikinger-Krieger wurden von einer Art Häuptling angeführt - von einer Art „König“. Ihm folgten die Krieger, die oft die gleiche Art von Rüstung und Waffen verwendeten, nur etwas billiger als ihre Anführer.

Im Jahr 1943 wurde in einem Grabhügel in Gjermundbu in Norwegen ein bedeutender archäologischer Fund gemacht.

Einer der hier gefundenen Grabhügel enthielt zwei gut gerüstete Wikinger-Krieger - wahrscheinlich Vater und Sohn - aus der Zeit von etwa 950-970 n. Chr. Der seltene Fund ermöglichte eine fast vollständige Rekonstruktion des Aussehens des Wikingerhäuptlings in voller Rüstung.  

Wikinger Schildwall
Foto: Šárka Bejdová

Unter anderem wurden hier Teile von Helmen und Kettenrüstungen gefunden, und ein prächtiges Schwert vom Typ S (siehe: Viking Age Sword Types as illustrated by Jan Petersen), zwei Speere, zwei Kampfäxte, vier Schildklingen, ein Paar Reitsporen und sechs Pferdesäbel.

Schwerter Typ S nach Petersen wurden zwischen etwa 900 und 950 verwendet und waren in der Regel reich verziert. Einige hatten eine Signatur auf der Klinge - die Inschrift Ulfberht, ein fränkischer Eigenname und ein „Markenzeichen“ der Schmiedemeister in den fränkischen Regionen.

Der „Gjermundbu“ Helm ist ein Wikinger-Brillenhelm, zusammengesetzt aus neun im Grab gefundenen Teilen. E ist bis heute der vollständigste und einzige Wikingerhelm, der in Skandinavien gefunden wurde.

Das zweite Grab enthielt weniger Artefakte, aber dennoch einige Funde - zum Beispiel ein M-Schwert, eine Kriegsaxt und eine Lanzenspitze. Schwerter Typ M wurden von etwa 850 bis zum frühen 10. Jahrhundert verwendet. Es war die häufigste und einfachste Art von Schwert.

In der Nähe des Bauernhofs Gjermundbu befindet sich ein weiterer, größerer Grabhügel, der noch nicht ausgegraben worden ist.

Verbündete der Slawen

Die Wikinger oder auch „Waräger“ gehörten zu den berühmtesten Kriegern der Kiewer Rus. Diese skandinavischen Söldner dienten nur den reichsten Landesherren. Oft kamen sie bereits in Form ganzer Armeen nach Rus, mit skandinavischen Adligen und Söldner, oft mit eigenen Schiffen und Rüstungen.

Waräger haben sich mit Slawen vermischt
Foto: Šárka Bejdová

Einige der frühesten Waräger-Gruppen kamen in der Form von Bruderschaften mit einer eigenen heidnischen Hierarchie. Einige warägische Anführer nahmen dort sogar im christlichen 11. Jahrhundert militärische Führungspositionen ein. Einer der berühmtesten war Harald Hardrada, der später König von Norwegen wurde und bei der Invasion Englands im Jahr 1066 starb. Der Zustrom skandinavischer Krieger hörte im frühen 12. Jahrhundert mehr oder weniger auf, und die Nachkommen derer, die in Rus blieben, assimilierten sich allmählich mit den Slawen.

Bei ihren Handels- und Raubfahrten kamen die Waräger nach Konstantinopel (das sie Miklagaard nannten), wo sie seit 988 eine Leibgarde - die Waräger Garde - der byzantinischen Kaiser stellten.

Die Wikinger-Elite

Waräger-Garde war eine berühmte Leibgarde des byzantinischen Kaisers, die von skandinavischen Wikingern bestand. Das war auch der Hauptunterschied zwischen der Waräger Garde und anderen Leibgarden und Palastwachen, wie z.B. Scholai oder Exkoubitores.

Ein Vertrag von 874 verpflichtete die Herrscher der Kiewer Rus, dem Byzantinischen Reich Soldaten zur Verfügung zu stellen. Und so entstand im Jahre 988 auch die Waräger Garde, als der Kiewer Großfürst Wladimir I. 6.000 Wikinger zu Kaiser Basileios II. schickte. Diese wurden zu der erst Waräger Garde.

Die Waräger Garde war für ihre bedingungslose Loyalität dem Kaiser gegenüber gefürchtet und bekannt. Im Grunde waren die Waräger spezialisierte Söldner, die nur demjenigen gegenüber loyal waren, der sie bezahlte - und das war der Kaiser.

Die Waräger kombinierten oft ihre nordischen Kleidungen mit slawischen, byzantinischen oder orientalischen Elementen
Edgar Pachtas Archiv 

In dieser Hinsicht waren sie im Gegensatz zu den meisten anderen Söldnern zuverlässig, unglaublich gut trainiert, mit den besten Rüstungen und Waffen ausgestattet und vor allem loyal. Und im Gegensatz zu anderen kaiserlichen Garden war die Waräger Garde immun gegen politische oder höfische Intrigen, Machtspiele und sonstige politische Spielereien und wurde weder von den Eliten noch von den Querulanten aus Konstantinopel beeinflusst.

Außerdem griffen die Waräger unter dem persönlichen Kommando der Kaiser in verschiedene Auseinandersetzungen im ganzen Reich ein, was ihren Kampfwert erheblich steigerte. Dadurch unterschieden sie sich von den Palastwachen, deren Aufgabe rein zeremoniell war. 

Die unverzichtbare Axt

In der populären Vorstellung wird der kaiserliche Waräger Gardist als großer, kräftiger Mann mit einer riesigen Axt über der Schulter dargestellt. Ihre mächtige, zweihändige Axt war eine besonders tödliche Waffe. Die mittelalterlichen Griechen nannten die Axt pelekys, und die Waräger nannten sie pelekyphoroi. Gardisten kämpften oft mit der Axt ohne Schild, oder sie trugen einen Schild auf dem Rücken. Sie benutzen den Schild nur wenn sie ihre Axt im Kampf verloren haben. Der Schild war auch wichtig, wenn ein Krieger mit einer zweihändigen Axt zum Schlag ausholte und keine Möglichkeit hatte, seinen Körper zu schützen.

Wikinger-Krieger mit typischer Axt
Foto: Šárka Bejdová

Interessanterweise hatten die frühen Pelekys eher halbmondförmige Kopfformen, während sie später in ihrer Form variierten, was eine Folge des wachsenden Individualismus im Denken der Gardisten gewesen sein mag. Was die Größe betrifft, so erreichte die mächtige Streitaxt oft eine beeindruckende Länge von 140 cm - mit einem schweren, 18 cm langen Kopf und einer 17 cm breiten Klinge.

Schließlich ist es sehr wichtig, dass die Waräger Garde ihre kriegerischen Qualitäten von ihrer Gründung im Jahr 988 über die Kampfdebakel der byzantinischen Heere im 11. Jahrhundert bis mindestens zum Fall Konstantinopels im Jahr 1204, vielleicht sogar noch länger, beibehielt.

Der Kampfstil

Die Waräger waren gut trainierte Krieger, die im Kampf vor allem eine Axt und einen Speer verwendeten. Auf dem Schlachtfeld verwendeten Wikinger eine „Schildwall“-Formation (Skjaldborg), besonders in kritischen Momenten der Schlacht. Unter den nordischen Kriegern sind noch die so genannten Berserker (Berserkir) erwähnenswert. Die Berserker waren ein Alptraum für ihre Feinde - sie griffen ihre Gegner in Trance an, in einem Zustand völliger Euphorie und Wut, in dem sie keinen Schmerz empfanden.

Wollmantel mit Pelz 

Wie die Waräger aussahen

Einige Waräger aus dem 11. Jahrhundert ähnelten den angelsächsischen Huscarls - unterschieden sich aber durch ihre oströmischen bestickten Hosen, Schutzelementen an den Unterarmen und Waden. Aus ihrer Heimat brachten und verwendeten sie Pelzmützen, lange Wollmäntel, Mäntel mit Lammfellbesatz, Wolfs-, Bären- oder Schafsfellmäntel.

Ab dem 11. Jahrhundert trugen die Waräger-Gardisten zunehmend Helme im angelsächsischen oder normannischen Stil.Auch die im Westen üblichen mandelförmigen Schilde wurden häufig benutzt. Sie waren oft mit dem persönlichen Wappen des Besitzers, einem nordischen magischen Symbol oder dem Emblem der Einheit, der der Soldat angehörte, verziert. Vogelmotive waren sehr beliebt.

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